Ideen und Ziele

Das Symposium widmet sich der Betrachtung der Entwicklung der russischen Kunst vom frühen 19. bis ins ausgehende 20. Jahrhundert im Hinblick auf den Beitrag der russischen Kunst zur Entwicklung der europäischen Moderne. Angesichts der immer noch selektiven Betrachtung der russischen Kunst aus westlicher Perspektive einerseits und der isoliert-selbstbezogenen russischen Sicht anderseits ist das Anliegen ein doppeltes: zum einen soll die Vielfalt an künstlerischen Ausrichtungen und unterschiedlichen kunsttheoretischen Positionen aufgezeigt und deren Entwicklung im Kontext und im Austausch mit der europäischen Moderne untersucht werden, zum anderen soll die gängige Bewertung, die russische Kunst ausschließlich als Nachahmung und Umbildung von westlichen Stileinflüssen und ästhetischen Konzepten zu begreifen, überwunden werden.

Sektionen

  • Einführungssektion mit Überlegungen zum Konzept der europäischen Moderne und der Kategorie des Nationalen darin, zu Präsentationsformen und Wahrnehmungsmustern russischer Kunst im Westen und zum Einfluss des internationalen Kunstmarktes auf die Dotierung russischer Kunst
  • Die kulturelle Verheißung des jeweils Anderen mit Beiträgen über: die Selbst-Konstruktion von Orest Kiprenski als romantisches Genie; die Bibelskizzen von Alexander Iwanow; die russische Künstlerkolonie in München um 1900; Iwan Puni zwischen Paris und St. Petersburg; Erich Mendelsohns Russlandbild; den Umgang mit der Verfremdungsstrategie des Kindlichen bei Wiktor Piwowarow
  • Rezeptions-Fallen mit Beiträgen über: Ilja Repins Vereinnahmung als Vorläufer des Sozialistischen Realismus und die “Wahrheit des Lebens“; Wera Muchina zwischen Kunst und Politik; die Verbindung von Vita, Oeuvre und Theorie bei Kasimir Malewitsch; die Konstruktion der Russischen Avantgarde als Konstruktivismus
  • Figuren der Grenzüberschreitung mit Beiträgen über: Wassili Werestschagin als “pazifistischer Schlachtenmaler“ und Initiator moderner Ausstellungskonzepte; über die wechselnden Zuordnungen Marc Chagalls zwischen Expressionismus, russischer Revolutionskunst, Jüdischer Renaissance, “Kulturbolschewismus“, internationaler Moderne und der Idee der deutsch-jüdischen Versöhnung; über Ilya Kabakov als russischer Konzeptkünstler im westlichen Kontext.